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Einfach mal weg

Erscheinungsdatum: 27.03.2025

Von Barbara Jahn

Frische Luft, wohltuende Stille, neue Horizonte: Der Wunsch der Menschen nach einer kleinen Auszeit zwischendurch wächst. Selbst die überzeugtesten Urbanisten setzen auf den von allem befreiten Mini-Urlaub, der dem vielleicht sogar wieder einen neuen Wert gibt, was das eigentliche Zuhause ist.

Sich selbst wieder spüren und vom Alltag loslassen, sich kleine sorglose Zeitfenster schaffen, um auszuspannen und Dinge einmal neu zu betrachten: Der stressige Zeitgeist ruft neue Sehnsüchte in den Menschen hervor, die oft eng mit dem hautnahen und intensiven Erleben der Natur verbunden ist. Um sich auch kurzfristig eine wohltuende Pause für Körper, Geist und Seele gönnen zu können, wäre eine Destination wünschenswert, die von den Ballungsräumen aus leicht und nicht allzu weit zu erreichen sind, damit der Urlaub schon mit der Anreise beginnt. Der volle Genuss kann schon fast „vor der Haustüre“ gelebt werden.

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© Noel Richter

Heute da, morgen dort: Die Cabins von Raus sind energieautark und mobil.

Auf derartige Verschnaufpausen vom Alltag hat sich die Berliner Plattform für immersive Naturerlebnisse mit dem treffenden Namen „Raus“ spezialisiert. Mit so genannten Cabins, zwischen 16 und 18 Quadratmeter groß, in der Nähe erreichbar und doch weit genug entfernt vom Arbeitsalltag, können überall aufgestellt werden, verbrauchen keinen Boden, indem sie nicht fest mit ihm verbunden sind, und sind ausgestattet mit Herd, Kühlschrank, Dusche, Trockentoilette, Betten und einem kleinen Holzofen. Das ist eigentlich schon alles, was man für einen kleinen Auszeit-Urlaub braucht. Was man mitbringen muss: Die Bereitschaft zum Selbstversorger.

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© Noel Richter

Große Panoramafenster verstärken den optischen Erholungseffekt.

Entwickelt hat die mobilen, ortunabhängigen Wohnkabinen Sigurd Larsen, Berliner Architekt und Professor an der Berlin International University of Applied Sciences. Die besondere Herausforderung lag für ihn und sein Team darin, den Raum mit nur wenigen Kubikmetern funktional bestmöglich zu nutzen und gleichzeitig die Idee zu verwirklichen, die idyllische Aussicht mit Hilfe der großen, raumhohen Fenster buchstäblich einzurahmen. „Für uns war es eine Quelle der Inspiration, weil der Rahmen des Möglichen klar abgesteckt war. Um den kleinen Raum groß erscheinen zu lassen, haben wir das gesamte Programm auf eine Seite gepackt und die andere Seite mit hohen Decken und großen Panoramafenstern belassen. Das Bett, das Sofa, die Etagenbetten und das Badezimmer sind alles Nischen in einer bewohnten Wand“, erzählt Larsen. „Auf diese Weise haben wir eine höhlenähnliche Situation geschaffen, in die man sich hineinkriechen kann und sich von einer Seite aus geschützt fühlt, während man in alle anderen Richtungen einen freien Blick hat.“

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© Noel Richter

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© Noel Richter

Bei diesem Wohnkonzept ist die Natur ein großer Teil der Einrichtung.

Die erste Hütte in der Wehrmühle in Art Biesenthal bei Berlin punktete genauso wie alle anderen, die seit 2022 in Betrieb genommen wurden: Innen mit gebeiztem Holz ausgestattet und dadurch ganz ohne ablenkende Spiegelungen im Glas, überlässt man der Natur draußen die Bühne. Eine weitere Besonderheit sind die Oberlichter im Bad und über dem Etagenbett, durch die man bis in die Baumkronen schauen kann. Morgens scheint die Sonne durch das Dach, während die Terrasse tagsüber im erholsamen Schatten bleibt und wo sich schließlich abends der Sonnenuntergang genießen lässt. „Wir hoffen, dass jeder Gast diesen Ort zu seinem eigenen machen und sich wie zu Hause fühlen kann, auch wenn es nur für eine begrenzte Zeit ist“ – so die Intention des Architekturbüros.

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© Noel Richter

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© Noel Richter

Materielles Detoxing: Alles, was man braucht, gibt es hier auf wenigen Quadratmetern.

Um den Zwischendurch-Urlaub ohne lange Anreise auch in Österreich anbieten zu können, erweitert Raus sein Angebot mit vier Unterkünften in malerischen Gegenden zwischen Wien und Salzburg. Sie sind die ersten außerhalb Deutschlands und der Auftakt für eine weitere Expansion des Konzepts, das jenen Trend aufgreift, in dessen Mittelpunkt sanftes und achtsames Reisen und ganzjährig das Verweilen in der Natur und das intensive Erleben der Jahreszeiten möglich macht.

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© Toni Rappersberger

Wohnen im Wein: Im Einklang mit der Umgebung wurden minimalistische Holzpavillons in die Landschaft gesetzt.

Einen ungewöhnlichen Schritt für eine naturnahe Beherbergung wagte das Wiener Architekturbüro Pichler & Traupmann, das für den Auftraggeber, Besitzer eines Weingartenareals mit Haubenrestaurant im burgenländischen Deutsch Schützen, kleine dezente Wohnwürfel zwischen die Rebstöcke plante. Was ursprünglich als unkomplizierte Übernachtungsmöglichkeit nach Verkostung und Weingenuss gedacht war, wurde schließlich zum gefragten Auszeit-Modell und Urlaubsdestination.

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© Toni Rappersberger

Dialog im Grünen: Die Verbindung zwischen Natur und Architektur ist hier besonders gut gelungen.

„Unsere Arbeiten sind bekannt für ihren Dialog mit der Landschaft und den sensiblen Umgang mit dem projektspezifischen Kontext, aber auch für den hohen Innovationsgrad und die zeitgemäße Interpretation ungewöhnlicher Bauaufgaben. Besonders in diesem Fall waren es wesentliche Faktoren der Projektentwicklung, galt es doch, die Ursprünglichkeit, Einfachheit und meditative Qualität des Ortes mit anspruchsvollem Ambiente zu verbinden“, erzählen die Architekten Hannes Traupmann und Christoph Pichler von der Idee, die sich hinter diesem Projekt verbirgt.

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© Toni Rappersberger

Mit starken Bezügen nach draußen erholt sich hier nicht nur der Körper, sondern auch die Seele.

In einer Rekordbauzeit von 100 Tagen entstanden zehn Einheiten in Holzbauweise mit jeweils zwei Betten und einem zusätzlichen Sofa. Die freistehenden Wohnelemente leiten sich in ihrer Position an der Ordnung der Rebreihen ab und halten respektvoll Abstand, wenngleich sie darin eingebettet sind. Um das Naturschauspiel bestmöglich genießen zu können, wurden großformatige Fensterflächen eingeplant, die die Umgebung einrahmen und in den Raum hereinholen. Die Natur bleibt schließlich der rote Faden des Projekts: Nicht nur die Hülle, sondern auch das gesamte Interior wurde aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz ausgeführt. Versorgt wird mit erneuerbaren Energiequellen.

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© Toni Rappersberger

Holz, wohin das Auge reicht: Das nachhaltige Konzept ist bis zum Ende lückenlos durchgedacht.

Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Anzahl der puristischen Wohnboxen um 16 weitere erhöht und das Areal um ein Tagesrestaurant und ein Wellnessgebäude ergänzt. Wichtig war es jedoch, das ursprüngliche Konzept des Minimalismus beizubehalten. So wurden die neuen Häuschen in Holzriegelbauweise mit einer vertikalen Holzschalung errichtet, Dazwischen schlängeln sich die Verbindungswege durch die Grünflächen. Tourismus kann eben auch leise sein und dadurch vielleicht wertvoller, wenn eine Auszeit auch tatsächlich eine ist.

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© Toni Rappersberger

Mit dem Tagesrestaurant und einem Wellnessbereich sowie weiteren Wohnboxen hat das Projekt weiteren Zuwachs bekommen.

Hauptbild © Noel Richter

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