25AWX_Banner_Inspiration_V7.png
SERIES

A CONSCIOUS TOMORROW: Das Stadtentwicklungsprojekt Belval als Beispiel für neue Nachhaltigkeit

Erscheinungsdatum: 29.04.2025

Dieser Artikel ist eine übersetzte Bearbeitung des Textes des Originalautors Jan Hoffman

Auf der Suche nach Projekten, die zum Thema „A Conscious Tomorrow“ passen, kommt man am Großherzogtum Luxemburg nicht vorbei. Schließlich wird dort mit Belval zwischen Esch-Alzette und Sanem seit vielen Jahren ein ambitioniertes Stadtentwicklungsprojekt umgesetzt - wobei „ambitioniert“ eigentlich noch untertrieben ist.

Zunächst zur Lage von Belval: Es handelt sich um eine ehemalige Mineralwasserquelle, die später zu einem der wichtigsten Stahlwerke des Großherzogtums wurde. Seit der Einstellung der industriellen Produktion im Jahr 1997 wurde das Gelände über viele Jahre hinweg immer wieder landschaftsverändernd umgestaltet.

Belval urban development project_01.jpg

© Agora

So sah die Square Mile vor Beginn der Arbeiten aus: Eine ehemalige Industriebrache wurde in einen Parkplatz umgewandelt

Die Entwicklung wird von Agora geleitet, einer Gesellschaft, die gemeinsam vom Stahlriesen ArcelorMittal und dem Staat gegründet wurde, um einen neuen Stadtteil zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen neuen Stadtteil zu errichten. Ein Masterplan definiert die Zukunft von Belval rund um fünf Standorte: den Hochofen, der die Universität Luxemburg, die Rockhal und Belval Plaza beherbergt, die Wohnviertel Belval-Nord und Belval-Süd, den Park und die Square Mile. Im Herzen der Square Mile ist der Bau des Central Square auf einer ehemaligen Industriebrache, die in einen Parkplatz umgewandelt wurde, in vollem Gange, und wir betrachten hier zwei Projekte, die als Beispiele dafür dienen können, wie ein solches Megaprojekt auf möglichst nachhaltige Weise angegangen werden kann.

Belval urban development project_02.jpg

© Christophe Lemaire; Metaform/Latz+Partners/HLG; Idesya/DTFLR

Der Place des Bassins soll zu einem bemerkenswerten öffentlichen Raum werden

Wir konzentrieren uns insbesondere auf den Place des Bassins, der seit 2023 entwickelt wird und zu einem bemerkenswerten öffentlichen Raum werden soll. Rund um dieses Herzstück des Viertels entstehen fünf verschiedene Projekte, symbolisiert durch die Umgestaltung der ehemaligen Sinterbecken nach einem Konzept von Metaform in Zusammenarbeit mit Latz+Partners und HLG. Die fünf, das sind: The Roots, Lot 44, Idesya, Kyklos und The Nest. Von diesen fünf wollen wir nun den Ansatz von Kyklos und The Roots näher betrachten.

Kyklos: geringstmöglicher CO2-Fußabdruck

Bei Kyklos sticht die kühne, vollständig verglaste Architektur des Büros HYP & UNStudio ins Auge. Kyklos (das griechische Wort für „Kreis“) wird das letzte Gebäude sein, das das Projekt Central Square abschließt, und soll zu einem Symbol für diesen zentralen Platz werden. Atenor und die ARHS-Gruppe als Co-Investor und zukünftiger Nutzer entwickeln hier ein Projekt mit acht Stockwerken und mehr als 7.513 Quadratmetern Bürofläche. Im Erdgeschoss sind 283 Quadratmeter Einzelhandelsfläche vorgesehen.

Belval urban development project_03.jpg

© Rendering von Play-Time Barcelona

Kyklos wird eine hybride Stahl-Beton-Struktur sein, die langfristig eine bessere Kohlenstoffbilanz aufweisen soll

Das Interessante an Kyklos ist, dass der Gebäudeentwurf von UNStudio darauf abzielt, den CO2-Fußabdruck zu minimieren. Gemeinsam mit dem lokalen Partner HYP Architects hat das Planungsteam einen frühen Prototyp des so genannten „Carbon Builders“ verwendet. Dabei handelt es sich um ein Werkzeug, das als Teil eines umfassenden Rahmens für nachhaltiges Design entwickelt wurde. Mit seiner Hilfe konnte der CO2-Fußabdruck des Gebäudeentwurfs im Vergleich zu einem herkömmlichen Bürogebäude in Luxemburg um etwa 80 Prozent reduziert werden.

Für das Gebäude wurde recycelter, lokal produzierter Stahl verwendet und mit Betonherstellern zusammengearbeitet, um die Leistung des Materials zu verbessern. Dies führte zur Entscheidung zugunsten einer Hybridkonstruktion aus Stahl und Beton, da sich herausstellte, dass diese Hybridlösung langfristig eine bessere CO2-Bilanz aufweist. Ziel war es, den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu einem typischen luxemburgischen Bürogebäude deutlich zu reduzieren, wobei das Kyklos-Gebäude mindestens die Zertifizierungen BREEAM Excellent und Well Gold erreichen sollte.

Belval urban development project_04.jpg

© Rendering von Play-Time Barcelona

Im Erdgeschoss des Kyklos werden 283 Quadratmeter Einzelhandelsfläche zur Verfügung stehen

Kyklos verbindet zwei Becken, Überreste des ehemaligen Stahlwerksgeländes, auf dem der Stadtteil entwickelt wurde, und das in Form einer einzigartigen „Endlosschleife“. Diese Schleife symbolisiert die Verbindung des Industriegeländes und seine Wiederbelebung als städtischer Raum. Aufgrund seiner Nähe zum Platz wird das Gebäude als dritte Schleife in dieser Gleichung betrachtet: Es ist eine nachhaltige Verbindung, die für die Zukunft der Stadtentwicklung steht.

Der Entwurf berücksichtigt den Masterplan, den Hauptfußgängerweg und den bestehenden zentralen Platz, um ein Gebäude zu schaffen, das von seiner Umgebung inspiriert ist und diese ergänzt. Das Ergebnis ist eine Kombination aus der kreisförmigen Geometrie des Platzes und der orthogonalen Geometrie der umliegenden Gebäude.

Belval urban development project_05 (master).jpg

© ArtBuild Architects, Orbrs

The Roots ist ein gemischt genutzter Bürokomplex

The Roots: Ein Komplex mit Mischnutzung

Auch das bereits erwähnte Projekt The Roots ist ein ehrgeiziges Projekt. Dieser Komplex mit gemischter Nutzung wird auf einem Betonsockel errichtet und besteht aus vier Teilen: Wohnungen, Büros, Einzelhandel und einem Lebensmittelmarkt.

Das Projekt hat eine Gesamtfläche von 34.800 Quadratmetern und besteht aus einer gemeinsamen Tiefgarage von 9.200 Quadratmetern mit 253 Stellplätzen und einem gemischten Geschäfts- und Bürosockel aus traditionellem Stahlbeton. Auf diesem Sockel befinden sich drei Gebäude in Holzbauweise inklusive CLT-Böden. Eines davon wird als Bürogebäude genutzt, die beiden anderen beherbergen 102 Wohnungen. The Roots wird nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft errichtet.

Das Holz stammt ausschließlich aus nachhaltig bewirtschafteten und PEFC-zertifizierten Wäldern. In diesen Wäldern wird ein gefällter Baum durch einen oder zwei neue ersetzt. Aufgrund dieser Stärken ist The Roots das Pilotprojekt für die neue LCBI-Zertifizierung (Low Carbon Building Initiative), die darauf abzielt, den CO2-Fußabdruck von Gebäuden um 30 bis 50 Prozent zu reduzieren. Darüber hinaus profitieren die Wohnungen und Gemeinschaftsräume direkt von der Produktion von mehr als 120 Photovoltaik-Paneelen. The Roots fängt auch Regenwasser auf, um die Grünflächen und den gemeinschaftlichen Gemüsegarten zu bewässern. Mit diesen Maßnahmen strebt The Roots die BREEAM Excellent Zertifizierung an.

Belval urban development project_06.jpg

© ArtBuild Architects, Orbrs

The Roots will die Natur zurück in die Stadt bringen, so auch auf den Food Market

Vielleicht am wichtigsten ist, dass The Roots die Natur zurück in die Stadt bringen will. Ein hängender Garten und gleich mehrere gemeinschaftlich genutzte Grünflächen sollen zu perfekten Erholungsräumen werden, die nur wenig Pflege benötigen. Nach Ansicht der Initiatoren sind diese Räume entscheidend für das Wohlbefinden, denn wir wissen, dass der Mensch ein spontanes und unbewusstes Bedürfnis hat, sich mit der Natur zu verbinden. Dieses biophile Design integriert daher natürliche Elemente in die gebaute Umwelt, um das Wohlbefinden der Bewohner zu steigern. Die Roots konzentriert sich auf die Zertifizierung nach dem WELL Building Standard® Gold, der zehn Konzepte bewertet, die zu Gesundheit und Wohlbefinden beitragen, wie zum Beispiel Luftqualität, Wasserqualität, natürliches Licht, Materialwahl, thermischer, akustischer Komfort und einiges mehr.

SCHLIESSEN

NACHRICHT SENDEN
0/500 Zeichen